Wisst ihr, ich habe lange mit mir gehadert, ob ich über mein Heimatland Vorarlberg schreiben soll, oder nicht. Wieso, fragt ihr euch? Weil ich ehrlich gesagt keine Ahnung davon habe, was gerade in Vorarlberg up to date ist. Ich bin – und das ist nicht gelogen – in manchen Jahren öfters in London als im Ländle. Erlich gesagt zieht es mich dort einfach nicht hin. Das bedeutet aber nicht, dass ich euch nichts empfehlen kann. Also, ich fang gleich mit dem für mich besten und wichtigsten Lokal an, das Vorarlberg zu bieten hat: dem Mangold in Lochau. http://restaurant-mangold.at/
Das Mangold ist ein „Vorzeigefamilienbetrieb“ der aller ersten Güte. Von den Eltern eigenhändig aufgebaut, mit Energie, Weitblick und Liebe an die Spitze der Vorarlberger Spitzengastronomie gebracht. Und das zu einer Zeit, in der es nicht nur im Ländle an Betrieben fehlte, die sich an der damaligen Spitze Frankreichs orientierten. Die zweite Generation könnte mit Tochter und Schwiegersohn nicht besser besetzt sein, auch der Bruder ist eine wichtige Säule im Betrieb.
Die Mitarbeiter werden behandelt, als ob sie zur Familie gehören würden. Die Gäste, die das Mangold besuchen, sind hier noch König und das auf eine unkomplizierte Art und Weise.
Warum ich so viel über den Betrieb weiß? Ganz einfach: Ich selbst gehörte dreieinhalb Jahre zur Familie. Eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Nicht nur, weil ich so viel gelernt habe, sondern weil Gastronomie im Mangold eine ganz andere Bedeutung hat, als anderswo. Ich durfte dort lernen, was es bedeutet, Koch zu sein. Sich für alles und jeden zu interessieren. Sich fortzubilden, ohne dabei Druck zu empfinden. Teamgeist, Freude an der Arbeit und Kollegialität sind im Mangold keine Floskeln. All das wird von jedem einzelnen gelebt.
Aber nun zur Küche. Ich halte das Mangold nicht nur für das beste Restaurant in Vorarlberg, weil ich da gearbeitet habe. Ich glaube schon, beurteilen zu können, was da aus der Küche in den Gastraum geschickt wird und wo diese Qualität einzuordnen ist. Ich weiß, momentan gibt es am anderen Ende von Vorarlberg, am Arlberg, besser bewertete Betriebe. Aber da ich, wie ihr wisst, Bewertungen keine Bedeutung schenke, sondern versuche, das „große Ganze“ zu kapieren, steht das Mangold für mich an der Spitze. Ich liebe die Küche von Mike Schwarzenbacher. Sie ist weder aufdringlich, noch ist sie gekünstelt. Sie ist einfach durch und durch harmonisch, und lässt immer wieder reichlich Platz für Überraschungen. Ich habe und werde auch weiterhin meinen Hut vor dem Haus ziehen und freu ich mich schon auf meinen nächsten Besuch am kommenden Samstag. 😉
Weiter geht’s mit einem kurzen, aber unbedingt notwendigen Sprung auf die deutsche Seite des Bodensee. Solltet ihr in der Gegend sein, dann empfehle ich euch das beschauliche Nonnenhorn. Dort, mitten am See gelegen, befindet sich das Hotel und Restaurant Haus am See, http://www.hausamsee-nonnenhorn.de , der Familie Knörle. Ein Traum von einer Lage und ein Traum von einer Gastgeberfamilie.

Die Familie Knörle legt seit vielen Jahren ihre ganze Liebe in diesen unglaublich schönen Kraftplatz direkt am Wasser. Jedes Jahr wird auf ein Neues daran gearbeitet, das Restaurant und die Zimmer noch schöner und stimmiger zu machen, als im Jahr zuvor. Die Küche war lange Zeit das Reich von Papa Knörle und über alle Grenzen hinweg bekannt. Seit geraumer Zeit teilt er sich das Zeepter mit seinem Sohn Valentin, einem ebenfalls begnadeten Koch. Valentin hat im vorher genannten Mangold gelernt und sein Können bei Hans Haas im Tantris verfeinert. Zurück im Haus am See ist es eine Riesenfreude zu sehen, wie Vater und Sohn gemeinsam kulinarische Highlights produzieren. Ich versprech euch, diesen Ausflug, ob zum Essen oder auch zum Übernachten und Entspannen, werdet ihr nicht bereuen.
Zurück auf der österreichischen Seite des Bodensee gibt es ein mexikanisches Lokal, das in jeder Hinsicht die Messlatte nach oben schraubt.
Das Viva, http://www.cantina.at, ist ein Szene-Lokal, das ganz klar zeigt, wie viel Potential in der Vorarlberger Gastronomie stecken kann, wenn man seinen Job beherrscht. Wie ich das meine? An einem normalen Wochentag, beschickt das Viva-Team aus der recht kleinen Küche zwischen 200 und 300 Gäste. Ich will gar nicht aussprechen, wie viele es an Wochenenden oder in Stoßzeiten sind. Es fasziniert mich einfach, was in diesem Betrieb möglich gemacht wird. Wer glaubt, dass die Qualität darunter leidet, der täuscht sich gewaltig. Der Chef des Hauses ist ein „Qualitätsbesessener“. Es ist also wirklich ein Vergnügen, im Viva zu essen und einen Cocktail zu trinken. Genau der richtige Ort für ein Treffen mit Freunden, denn im Viva findet jeder das passende Gericht.
Hey, was ich euch auch unbedingt ans Herz legen möchte, ist eine richtige Kalorienbombe. Die beste Torte Vorarlbergs gibt es in Bregenz: im Cafe Götze, http://www.conditorei-goetze.com, mitten in der Fußgängerzone. Die Chateau Morel ist ein einziges Gottesgeschenk. Ich muss euch gestehen, bei dieser Torte werd sogar ich schwach. Übrigens, sie ist auch für Gluten-Allergiker geeignet, denn der Teig wird ohne Mehl gemacht.
Ich hab’s ja schon erwähnt, ich finde, und damit ecke ich vielleicht bei dem einen oder andern an, die Gastronomie ist im Ländle nicht besonders spannend. Es gibt einfach kaum Betriebe, die sich aus ihrer Komfortzone hinausbegeben und damit eine Tür in die Zukunft aufstoßen wollen. Einer der wenigen, die das dennoch tun und immer schon ein wenig getan haben, ist das Bio Hotel Schwanen, http://www.biohotel-schwanen.com, in Bizau. Immer schon ein wenig anders, immer schon ein wenig innovativer und immer schon einen Schritt vor vielen anderen. Auch wenn man das im Familienkreis nicht so sieht, es ist so. Es wird schon lange nach Hildegard von Bingen gekocht und von Biobauern aus der Umgebung eingekauft – lange bevor gesunde und Bio-Ernährung zur neuen, hippen Lebenseinstellung wurde.
Seit ein paar Jahren ist Emanuel Moosbrugger, der Junior des Hauses, aus seiner Auslandszeit zurück, die er unter anderem als Restaurant-Chef im Benu in San Francisco verbracht hat. Es ist eines der besten Restaurants in Amerika – ich hab euch im San Francisco Blog davon erzählt. Er, der junge Mann aus dem Bregenzerwald, war nicht zufällig der Restaurantleiter dieses tollen Betriebes – davon könnt auch ihr euch überzeugen. Denn, wieder in der Heimat, schafft er es mit Mut, Weltoffenheit und Intelligenz, den Betrieb seiner Eltern, die beide immer noch am Werk sind, auf ein neues Level zu heben.
Die großartige Küche seiner Mutter und die moderne, spannende Art den Service zu gestalten, macht diesen Betrieb zu einem der tollsten und besten des Landes. Die Weinauswahl ist nicht riesig, aber voller geiler Sachen, für die ein Abend einfach nicht reicht. Ich freu mich schon, wieder dort hinzukommen, und hoffe, ihr sucht den Weg ins schöne Bizau auch bald.
Ein ebenfalls sensationeller Gastgeber und Gastronom ist Jürgen Lang. Er ist der Besitzer des Schützenhaus, http://www.schuetzenhaus.at, in Feldkirch, das wohl zu den besten Wirtshäusern des Landes zählt. Er lässt sich immer wieder Themenwochen einfallen, z. B. Indien oder Barbecue, bei denen er die Erfahrungen seiner Auslandsaufenthalte gekonnt ausspielt. Wenn ihr dort essen wollt, rate ich euch, frühzeitig zu reservieren.
So, nun genug vom Ländle, mehr gibt es aus meiner Sicht nicht zu erzählen. Ihr fragt euch sicher, warum schreibt er nicht über den Arlberg, Lech oder das Montafon? Ich kann es euch beantworten: Weil ich a) keine Lust darauf habe und b) es meiner Meinung nach nichts wirklich Interessantes gibt, über das ich berichten könnte. Klar gibt es Top-bewertete Betriebe in Lech und Zürs, aber sind sie spannend? Keine Ahnung, ich hab euch alles erzählt, was im Ländle für mich toll ist.
Ich wünsch euch eine schöne Woche und grüße euch herzlich aus Charmonix. Leider, gibt es diese Woche keine Fotos. Das Internet hier im Chalet, ist echt ein graus und darum leider keine Fotos. Ich liefere die Fotos nächste Woche nach.